Kräutertherapie

Die Behandlung mit Kräutern spielt in der chinesischen Medizin eine wichtige Rolle. Während die Akupunkteure in früheren Zeiten die „Barfuss-Ärzte“ waren, die ihre Dienste am Straßenrand angeboten haben, war das Heilen mit der Kraft der Kräuter eine anerkannte und angesehene Methode. Ich empfehle bei fast allen Behandlungen eine Begleittherapie mit Kräutern in Form von Tees.

Die Chinesen entwickelten ihr Verständnis für Nahrungsmittel und Kräuter durch Einteilung in die Kriterien:

  • Geschmack
  • Energetisches Verhalten
  • Wirkrichtung
  • Funktionskreis

Geschmack

In der chinesischen Medizin wird zwischen 5 Geschmäckern unterschieden, süß, sauer, bitter, scharf, salzig. In einigen Literaturangaben wird ein neutraler Geschmack beschrieben, der meist als leicht süß eingestuft wird. Jede dieser Geschmacksrichtungen ruft eine physiologische Wirkung hervor, die auch in der westlichen Medizin bekann ist und genutzt wird.

Süß: aufbauend, wärmend, beruhigend, stärkend und nährend, nahezu alle Nahrungsmittel werden dieser Gruppe zugeordnet

Sauer: kühlend, erfrischend, fördert die Verdauung, die Enzymsekretion und die Leberfunktion

Bitter: kühlend, klärend, entgiftend, sowie antibiotisch, entzündungshemmend, antiviral und antiparasitisch, fördert die Galleproduktion- und Sekretion und unterstützt die Leber beim Entgiften

Scharf: wärmend, zerstreuend, trocknend, wird eingesetzt bei Kältegefühlen schwacher Verdauung und schlechter Durchblutung, weil die Energie aus dem Inneren an die Körperoberfläche geleitet wird.

Salzig: kühlend, befeuchtend, reguliert den Flüssigkeitshaushalt


Energetisches Verhalten

Es wird in vier Kategorien kalt, kühl, warm und heiß unterschieden, wobei es sich um eine energetische Wirkweise handelt und nichts mit äußeren Temperaturen zu tun hat. Näheres zum energetischen Verhalten habe ich unter dem Punkt Diätetik/Ernährung ausgeführt.


Wirkrichtung

In der chinesischen Medizin werden in Bezug auf den Körper alle Substanzen als schwebend, fallend, sinkend und steigend bezeichnet. So haben auch die verschiedenen Pflanzenteile unterschiedliche Wirkrichtungen. Blüten sind oft leicht und haben einen steigenden oder schwebenden Charakter, Wurzeln und Rinden sind schwer und wirken fallend oder absenkend.

Die Symptome einer Erkrankung geben einen Hinweis auf die notwendige Wirkrichtung der Kräuter.


Funktionskreis

Die Kräuter werden den 5 Wandlungsphasen und damit den 12 wichtigsten Organen zugeordnet (Näheres hierzu unter dem Punkt Akupunktur).

Leber und Gallenblase gehören zu der Wandlungsphase Holz und der Farbe Grün. Die meisten grünen Blattgemüse und Kräuter fördern die Gallesekretion und wirken auf die Leber und den Lebermeridian.

Zur Wandlungsphase Feuer gehören Herz und Dünndarm sowie Perikard und Dreifacher Erwärmer und ihr wird die Farbe Rot zugeordnet. Das Herz beherrscht Blut und Kreislauf. Rote und bittere Kräuter beeinflussen Herz und Herzmeridian durch das Ausleiten von Cholesterin aus Venen und Arterien. Der Dünndarm wird mit der Verdauung assoziiert, er trennt die Flüssigkeiten. Flüssigkeitszirkulierende Kräuter sind hier förderlich. Das Perikard ist der Herzbeutel und somit ein enger Begleiter des Herzens, es wirken die gleichen Kräuter wie beim Herzen. Der Dreifache Erwärmer wird, wie der Dünndarm, von verdauungsunterstützenden und flüssigkeitsregulierenden Kräutern unterstützt.

Milz und Magen gehören zur Wandlungsphase Erde und der Farbe Gelb. Die Milz beherrscht die Verdauung und das Trennen des Reinen vom Unreinen. Begünstigende Kräuter sind tonisierend, wärmend und nährend. Der Magen als Gegengewicht benötigt blähungshemmende und verdauungsfördernde Kräuter.

Lunge und Dickdarm gehören zum Metall und der Farbe Weiß und ist an der Bildung von Schleim beteiligt. Weiße und schleimhaltige Kräuter werden genutzt, um die Lunge zu stärken. Der Dickdarm wirkt von laxativen (abführenden) Kräutern beeinflusst.

Niere und Blase werden der Wandlungsphase Wasser und der Farbe Schwarz zugeordnet. Die Niere beherrscht den Harntrakt sowie den Hormonhaushalt. Tonisierende, nährende sowie schwere und schwarze Kräuter wirken positiv auf die Niere. Die Blase wird eher von leichten diuretischen Kräutern beeinflusst.

Ich verschreibe grundsätzlich Teemischungen mit westlichen Kräutern, da ich der Auffassung bin, dass ein größerer Therapieerfolg entsteht, wenn menschlicher Organismus und Pflanze die gleichen Lebensbedingungen teilen.